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Gendern – aus SEO-Sicht eine gute Idee?

Inhaltsverzeichnis

Ist Gendern aus SEO-Perspektive eine gute Idee? Gendergerechte Sprache ist ein Thema, das viele Menschen beschäftigt. Nach einer Umfrage von infratest stehen nur 26% der Befragten gendergerechter Sprache positiv gegenüber, 36% lehnen sie vollkommen ab. Dem gegenüber stehen immerhin 35% an Unternehmen, die laut einer Randstad-ifo-Umfrage genderneutrale Sprache in ihrer Außenkommunikation einsetzen.

Die Website ist ein wichtiger Teil der Außenkommunikation. Da viele Unternehmen ihre Texte für Suchmaschinen optimieren, stellt sich die Frage: inwieweit beeinflusst gendergerechte Sprache Rankings, wie nimmt sie Einfluss auf die SEO-Performance? Der aktuelle Stand und die Tipps verraten Ihnen unser SEO Warriors in diesem Artikel.

Was ist “gendergerechte Sprache”?

Deutsch ist eine sehr binäre Sprache, in der Personenbezeichnungen im Gegensatz zu anderen Sprachen in einer männlichen und einer weiblichen Variante vorkommen (Beispiel: expert vs. Experte und Expertin, experts vs. Experten und Expertinnen). Bisher war das “generische Maskulinum” verbreitet – es wurde also die männliche Form als allgemeiner Begriff verwendet, alle nicht-männlichen Personen wurden mit-gemeint, ohne dass sie explizit angesprochen wurden.

Gendergerechte Sprache ist kein neues Thema, auch wenn die Öffentlichkeit, die es im Moment von Seiten der Medien und Politik erhält, etwas anderes suggeriert. Es geht darum, eine Sprache zu verwenden, die alle einschließt – das männliche “default” wird in Frage gestellt und soll durch eine inklusive Sprache abgelöst werden. Je nach Auslegung bedeutet dies, dass Frauen und Männer angesprochen werden sollen – oder zusätzlich Menschen, die sich außerhalb dieser Geschlechts-Binarität befinden.

Seit Ende 2018 ist es möglich, als Geschlecht nicht nur weiblich und männlich, sondern auch “divers” eintragen zu lassen. Je nachdem, welche Formen der gendergerechten Sprache verwendet werden, werden diese Menschen mit angesprochen oder nicht.

Welche Möglichkeiten gibt es für gendergerechte Sprache?

Es gibt keine einheitliche Vorgabe, wie gendergerechte Sprache auszusehen hat. Daher haben sich im Laufe der letzten Jahre (sogar Jahrzehnte) verschiedene Formen gebildet, von denen sich keine eindeutig durchsetzen konnte:

Schließt Frauen und Männer mit ein:

  • Nennung von weiblicher und männlicher Form (Radfahrerinnen und Radfahrer)
  • Binnen-I (RadfahrerInnen)
  • Schrägstrich (Radfahrer/innen)

Schließt alle Geschlechter mit ein:

  • Gender-Gap (Radfahrer_innen)
  • Doppelpunkt (Radfahrer:innen)
  • Gendersternchen (Radfahrer*innen)

Außerdem gibt es neutrale Formulierungen, zum Beispiel:

  • Radfahrende
  • Personen, die Rad fahren
  • Radfahrende Menschen

Warum und wann ist “Gendern” wichtig?

Wie erwähnt, gehen die Meinungen über gendergerechte Sprache weit auseinander. Genauso die Umsetzung. Kritische Stimmen sehen die deutsche Sprache in Gefahr oder meinen, alleine durch die Veränderung der Sprache entstünde noch keine Gleichberechtigung und es gebe wichtigere Baustellen. Allerdings hat Sprache durchaus das Potenzial, die Realität zu verändern. Wie Sprache die Wahrnehmung beeinflusst, darüber gibt es verschiedene Studien. Beispielsweise stellte die FU Berlin fest, dass Sprache auf die kindliche Wahrnehmung von Berufen einwirkt. Ein sensibler Umgang mit dem Thema ist also angemessen und wichtig.

Welche Ansprache die beste Wahl für Unternehmen ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, beispielsweise von der Zielgruppe und der Positionierung des Unternehmens zum Thema. Wenn Sie unsicher sind, können Sie sich unabhängig vom Thema SEO diese Fragen stellen:

  • Welche Werte möchten Sie als Unternehmen vertreten (bürgerlich, traditionell, modern, inklusiv, usw.)?
  • Was ist ihre Zielgruppe, und wie steht diese zum Thema?
  • Was ist in Ihrer Branche üblich?

Da das Thema sehr polarisiert, hat es das Potenzial Menschen allein über die Verwendung der Sprache anzusprechen oder abzustoßen. Eine Zielgruppe, der Inklusion sehr wichtig ist, wird sich beispielsweise von einer Website, die inklusive, gendergerechte Sprache verwendet, angesprochen fühlen, während ein eher konservatives Publikum es vielleicht sogar konsequent ablehnt, von einem Unternehmen zu kaufen, das in der Ansprache gendert.

Was ist das Problem für die Suchmaschinenoptimierung?

Wie reagiert Google auf gendern in Texten? Nimmt alleine die Verwendung von gendergerechten Bezeichnungen Einfluss auf die Sichtbarkeit? Eine eindeutige Antwort gibt es bisher nicht, daher versuchen wir uns dem Thema zu nähern.

Das generische Maskulinum als Standard

Da das generische Maskulinum schon so lange verwendet wird und außerdem im Allgemeinen die kürzeste Form einer Bezeichnung ist, wird es in der Suche deutlich häufiger verwendet als weibliche Formen oder genderinklusive Bezeichnungen. Einige Beispiele:

  • Friseur Berlin: 21.600 Suchanfragen/Monat
  • Friseurin Berlin: 20 Suchanfragen/Monat
  • Kardiologe Berlin: 7.700 Suchanfragen/Monat
  • Kardiologin Berlin: 40 Suchanfragen/Monat
  • Steuerberater Berlin: 7.500 Suchanfragen/Monat
  • Steuerberaterin Berlin: 80 Suchanfragen/Monat

Dagegen gibt es auch wenige Gegenbeispiele in der Mehrzahl wird jedoch die männliche Form häufiger gesucht:

  • Rechtsanwalt Berlin: 2.200 Suchanfragen/Monat
  • Rechtsanwältin Berlin: 2.300 Suchanfragen/Monat

Im SEO gilt im Allgemeinen die Regel, auf die Keywords zu optimieren, die relevant sind und am häufigsten gesucht werden. Sicherlich einer der Gründe, warum auch Dienstleisterinnen häufig die männliche Form verwenden.

Googles “Gender Bias”

Was bedeutet “Gender Bias”? “Bias” bedeutet auf deutsch etwa “Voreingenommenheit”. Auf Google bezogen, ist damit gemeint, dass Googles Suchergebnisse gewisse Stereotype repräsentieren und fördern. Selbst, wenn explizit nach der weiblichen Form für bestimmte Dienstleistungen gesucht wird, zeigt Google männliche Personen in den Ergebnissen an oder schlägt sogar vor, in der Suche stattdessen die männliche Form zu verwenden.

Ein Beispiel ist die Suche nach “Friseurin Berlin”: Google schlägt vor “Meintest du: friseur berlin”, bei “Friseuse Berlin” fragt Google “Meintest du friseure berlin”, bei “Chirurgin Berlin” kommt der Vorschlag “meintest du chirurgie berlin”, entsprechend “Elektrikerin Berlin” und weiter Begriffe. Damit werden die weiblichen Formen so behandelt, wie wir das sonst von Schreibfehlern kennen, für die die korrekte Schreibweise vorgeschlagen wird. Für andere Suchanfragen fehlen die “Korrekturvorschläge”, beispielsweise für “Orthopädin Berlin” oder “Kardiologin Berlin”. Für gendergerechte Suchanfragen mit Stern oder Doppelpunkt interpretiert Google ebenfalls unterschiedlich, es macht nicht den Eindruck, als hätte der Algorithmus das “gendern” und die Intention dahinter verstanden.

Was sagt Google selbst zum Gendern?

In der Google SEO-Sprechstunde vom 10.06.2021  wurde John Mueller, Senior Webmaster Trends Analyst bei Google, zum Thema Gendern befragt. Die Antwort: Er wisse nicht, was die aktuelle Situation bei Google sein, normalerweise versuchten sie jedoch Synonyme zu identifizieren. Allgemein versucht Google abzuwarten und auf das User Verhalten zu reagieren. Sollten also gendergerechte Begriffe häufiger gesucht werden, so würde Google darauf reagieren.

Wie sieht die Realität aus?

Die oben aufgeführten Beispiele für verschiedene Suchanfragen und die unterschiedlichen Vorschläge von Google zeigen kein einheitliches Bild. Die Ergebnisse sind ebenso unterschiedlich. Für einige Berufsbezeichnungen werden in den Maps-Ergebnissen ausschließlich weibliche Dienstleisterinnen angezeigt, in den organischen Suchergebnissen dagegen Gemeinschaftspraxen und Verzeichnisse. Für andere Keywords tauchen auch in der Suche nach der weiblichen Form vor allem Ergebnisse von Dienstleisterinnen auf.

Ein Vergleich der Title Tags in den angezeigten Ergebnissen lässt keine Muster erkennen – teilweise werden männliche Bezeichnungen auch von Frauen verwendet und erscheinen trotzdem bei der Suche nach weiblichen Dienstleisterinnen. Teilweise sind es die weiblichen Formen. Die Suche nach gendergerechten Formen mit Doppelpunkt oder Stern bringt dagegen beispielsweise im medizinischen Bereich Praxen in den Ergebnissen.

Ein einheitliches Ergebnis ist nicht zu sehen, klar ist jedoch: Google hält die weiblichen Bezeichnungen sowie genderinklusive Begriffe teilweise für Fehler – sicherlich damit begründet, dass diese Begriffe so selten gesucht werden – und zeigt trotzdem männliche Dienstleister als Ergebnis an. Sollte sich das Suchverhalten ändern, dürfte sich früher oder später auch der Algorithmus anpassen und entsprechend andere Ergebnisse liefern, die sensibler auf die tatsächliche Frage angepasst sind.

In vielen Bereichen bringt es einen Vorteil, die männliche Form zu verwenden, selbst wenn diese nicht korrekt ist. Genderinklusive Sprache scheint also im SEO keine gute Idee zu sein. Welche Möglichkeiten gibt es also für Unternehmen, die gendern möchten, aber Nachteile im Ranking befürchten?

Tipps für gendergerechte Sprache im SEO-Content

Wie können Sie damit umgehen, wenn Sie eine inklusive Sprache verwenden möchten, aber befürchten, dass Ihnen dadurch SEO-Nachteile entstehen?

  1. Spielt Gendern für Ihre Keywords eine Rolle?
    Wenn Sie sich die Frage nach Ihren Unternehmenswerten und Ihrer Zielgruppe beantwortet haben und sich Pro-Gendern entschieden haben: spielt diese Entscheidung eine Rolle für Ihre Keywords? Wie viele Begriffe in Ihren Keywordsets werden davon beeinflusst? Wie viele Begriffe würden sich ändern? Vielleicht stellen Sie fest, dass sich nichts oder nur wenig ändert, das Risiko also gering ist.

  2. Optimieren Sie auf Alternativbegriffe
    Es gibt meistens Alternativen zu Personenbezeichnungen, beispielsweise die Leistungen an sich (zum Beispiel Kardiologie statt Kardiologin) oder die Probleme, die diese Leistungen lösen. Seien Sie kreativ und berücksichtigen Sie alle Begriffe, die das, was Sie ausdrücken möchten, umschreiben. Prüfen Sie das monatliche Suchvolumen – häufig sind allgemeinere Begriffe sogar gefragter.

  3. Verwenden Sie verschiedene Schreibweisen
    Wenn Sie feststellen, dass es nicht ohne das generische Maskulinum geht, können Sie dies ausgleichen, indem Sie unterschiedliche Schreibweisen verwenden und damit auch andere Geschlechter mit einbeziehen. Wechseln Sie ab und verwenden Sie an kritischen Stellen mehrere Begriffe oder das meistgesuchte Wort.

  4. Weitere Optimierungsmaßnahmen
    Die Keywordverwendung in Texten ist nur eine Maßnahme, die zu mehr Sichtbarkeit und besseren Rankings führt. Nutzen Sie alle Werkzeuge, die Ihnen zur Verfügung stehen – alle Maßnahmen der technischen und inhaltlichen Optimierung, denken Sie an Ihre Usability und an Elemente wie Bilder, interne Links und Markups. Auch OffPage SEO kann einen erheblichen Unterschied machen. Welche Begriffe Sie also konkret verwenden, sollte sich vor allem danach richten, wie Sie auftreten möchten und wen Sie ansprechen. Denken Sie in erster Linie an Ihre User, weniger an Suchmaschinen – ein Ansatz, der allgemein im SEO Copywriting sinnvoll ist.

Unterstützung für Ihr Content Marketing

Unabhängig davon, ob Sie gendern oder für welche Form der gendergerechten Sprache Sie sich entscheiden – die bewusste Verwendung von Begriffen und die Erstellung von optimiertem Content sind wichtig. Haben Sie das Gefühl, Ihr Content könnte besser performen? Unsere SEO Warriors unterstützen Sie gern, von der Keywordanalyse bis zur Planung von Content, der Ihre Sichtbarkeit und Ihren Umsatz erhöht. Nehmen Sie unverbindlich Kontakt mit uns auf!

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AUTOR*IN
Nadine Wolff
Nadine Wolff

Als langjährige Expertin im Bereich SEO (und Webanalyse) arbeitet 
Nadine Wolff seit 2015 bei den internetwarriors. Sie ist Teamlead im Bereich SEO & Webanalyse und begeistert sich für alle (teils schrägen) Neuerungen von Google und den anderen großen Suchmaschinen. Im Bereich SEO hat Nadine Fachartikel in der Website Boosting veröffentlicht und freut sich auf fachliche Workshops und einen nachhaltigen organischen Austausch.

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