Sechs Jahre nach dem Beschluss der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN), die Regeln für Top-Level-Domains zu lockern, ist es nun soweit. Mit Beginn des Jahres 2014 wurde der Weg für zahlreiche neue generische TLDs (nTLDs) freigemacht. Im Portfolio: Allgemeines wie .page oder .music , Aktivitäten wie .golf oder .fishing , aber auch die unvermeidbaren .sex oder .poker .
Ebenfalls haben diverse Unternehmen wie Google oder BMW ihre eigene, unverwechselbare Domainendung beantragt. Firmen, die eine eigene nTLD beantragten, wurden hierfür mit einem Betrag von $185.000 zur Kasse gebeten. Damit sollten insbesondere auch Bewerber abgehalten werden, die den Betrieb einer eigenen Domain nicht bewerkstelligen können.
Die Startschwierigkeiten der nTLDs
Der lange Zeitraum zwischen Ankündigung und Umsetzung war nötig, um alle technischen Rahmenbedingungen prüfen zu können. So wurde beispielsweise bekannt, dass es mit den ursprünglich geplanten TLDs .home und .mail massive Schwierigkeiten geben könnte, da diese Domainendungen bereits häufig in privaten Netzwerken eingesetzt werden. In der Folge wurden diese nun zunächst von der Liste gestrichen.
Ebenfalls beschäftigen musste sich die ICANN mit dem Thema potentiellen Missbrauchs. Insbesondere bei den TLDs .doctor und .medical sieht das Beratungskommittee der ICANN hier Handlungsbedarf. Diese Domains sollen aufgrund ihres Vertrauenscharakters nur praktizierenden Ärzten oder medizinischen Einrichtungen zur Verfügung stehen.
Einen weiteren großen Punkt in der Vorbereitung der neuen Domains stellte der Markenschutz dar. Für alle beantragten Markendomains wurde entsprechend zunächst die Berechtigung geprüft. Zudem wurde seitens der ICANN die Datenbank „Trademark Clearinghouse“ eingeführt. Diese hat zum Ziel, Markeninhaber sofort zu informieren, sobald ein Nutzer eingetragene Bezeichnungen innerhalb der nTLD registriert.
Was bringen die neuen Domains? Vorteile und Unsicherheitsfaktoren.
Insbesondere Städte und Regionen setzen auf die Möglichkeiten der nTLD. So erhofft sich beispielsweise Berlin ein starkes Signal nicht nur für das Stadtmarketing. Auch soll lokalen Portalen und Unternehmen eine Möglichkeit zur regionalorientierten Darstellung in der Hauptstadtregion gegeben werden. Den größten Vorteil versprechen sich jedoch alle Nutzer von der einfacheren Merkbarkeit und größeren Individualität der neuen URLs. Auf der anderen Seite kann es natürlich auch zu einer größeren Unübersichtlichkeit kommen.
Aber auch Jugendschutzgründe könnten zukünftig eine Rolle spielen. Nämlich dann, wenn z.B. Erotik- oder Glücksspielportale mittels gesetzlicher Regelungen auf die entsprechenden neuen TLDs gezwungen werden. Dies hätte zur Folge, dass beispielsweise Kindersicherungen in Browsern effizienter umgesetzt werden können.
Das große Fragezeichen in der schönen bunten Welt der neuen Domains bleibt das Feld der Suchmaschinenoptimierung. Lange ist bekannt, dass auch die Top Level Domains eine Rolle im Suchalgorithmus von Google spielen. In der Bewertung, wie sich die Liste an neuen Endungen in den Suchergebnissen widerspiegeln wird, sind sich die Experten bisher uneins. Einerseits könnten etablierte Länder- oder Generic Domains wie .de oder .com hier einen Bonus besitzen, andererseits werden durch die nTLDs nun den URLs konsequent entsprechend teils hart umkämpfte generische Begriffe hinzugefügt. Die tatsächlichen Auswirkungen werden zu beobachten sein.
Wie geht es weiter?
Mit Stand Januar 2014 bewerben erste Dienstleister unverbindliche und kostenfreie Beantragungen für einige der neuen TLDs, wobei hier insbesondere bei Domains wie .berlin oder .band mit einem massiven Ansturm gerechnet wird. Die einzelnen nTLDs werden nach und nach freigeschaltet – dieses Verfahren kann sich in seiner Gesamtheit noch über mehrere Jahre ziehen. Ab dem 2. Quartal 2014 soll jedoch mit der Vergabe der ersten Domains nach neuem Verfahren begonnen werden. Die internetwarriors halten Sie hier auf dem Laufenden.