Zum 15. Geburtstag gab Google im offiziellen Blog ein neues Algorithmus-Update bekannt, das bereits seit einem Monat aktiv ist und nach eigener Aussage 90% der Suchanfragen beeinflusst. Diesmal benannt nach dem Kolibri, das Hummingbird Update!
Was ist Google Hummingbird?
Zu Zeiten, in denen Google noch in den Kinderschuhen steckte, war die Welt der Suche einfach: Nutzer gaben eines oder mehrere Keywords in den Suchschlitz ein und erhielten eine Anzahl an Links zu Websites, die Google aufgrund für relevant hielt, weil sie die gesuchten Keywords enthielten (im Seitentitel, in den Überschriften, im Content, ja irgendwann waren sogar die Meta-Keywords mal relevant!).
Dank einer Vielzahl an Websites, Blogs und Online Shops sind User inzwischen daran gewöhnt, an Stelle von einzelnen Keywords ganze Phrasen oder sogar vollständige Fragen in die Suche einzugeben. Seitdem auch die sprachbasierte Suche möglich ist, sind vollständig ausformulierte Fragen an Stelle von Keywordauflistungen keine Seltenheit mehr, sondern werden immer gebräuchlicher. Hummingbird (stellvertretend für die Eigenschaften schnell und präzise) reagiert auf diese Entwicklungen und soll präzisere Ergebnisse liefern, indem die Intention des Users identifiziert und mit entsprechend relevanten Suchergebnissen reagiert wird. Der Knowledge Graph und die Entitäten-basierte Suche sind zwei Themen, die schon in der Vergangenheit einen Eindruck vermittelten, wie die Suche der Zukunft funktioniert.
Mit dem Hummingbird sollen Ergebnisse weniger keyword-basiert ausgeliefert werden, sondern es soll vielmehr darum gehen, dass die Suchergebnisse die Fragestellung oder das Problem, also die Intention hinter der Eingabe von Suchbegriffen, zufriedenstellend beantworten.
Sehr viel Konkretes gab Google bisher nicht über das neue Update bekannt, im Gespräch mit „Googlern“ konnte search engine land jedoch einige Fakten zusammentragen: Demnach sind Backlinks auch für den neuen Algorithmus noch wichtig. Auch der PageRank fließt weiterhin, neben weiteren über 200 „Hauptfaktoren“ in den Algorithmus ein. Wichtig außerdem: Hummingbird ersetzt den alten Algorithmus vollständig – und das ohne dass es bis zur offiziellen Bekanntmachung des Updates wirklich in der Öffentlichkeit bemerkt worden wäre! Panda und Penguin waren Updates des alten Algorithmus, sind jedoch nach Googles Aussage auch Bestandteil von Hummingbird. Der neue Algorithmus besteht also aus alten und neuen Faktoren, die auf die neuen Anforderungen der Suche abgestimmt sind.
Interessant ist in dem Zusammenhang ein von Google angemeldetes Patent, auf das Bill Slawski auf SEO by the Sea aufmerksam macht. Ob das beschriebene Verfahren tatsächlich beim Hummingbird zum Einsatz kommt, ist unklar, denkbar ist es. Unter dem Titel „Synonym identification based on co-occurring terms“ geht es um die Identifikation von Synonymen auf der Basis von Kookkurenz, also dem gleichzeitigen Auftreten von Begriffen.
Im Abstract des Patents liest sich dies wie folgt:
Methods, systems, and apparatus, including computer programs encoded on a computer storage medium, for identifying a particular query term of an original search query, identifying a candidate synonym for the particular query term in context with an other non-adjacent query term of the original search query that is not adjacent to the particular query term in the original search query, accessing stored data that specifies, for a pair of terms that includes the particular query term and the candidate synonym of the particular query term, a respective confidence value for the other non-adjacent query term, determining that, in the stored data, the confidence value for the other non-adjacent query term satisfies a threshold, and determining to revise the original search query to include the candidate synonym of the particular query term, based on determining that the confidence value the other non-adjacent query term satisfies the threshold.
Zusammengefasst und vereinfacht geht es darum, Suchbegriffe innerhalb von Suchanfragen zu identifizieren, mögliche Synonyme zu ermitteln, für die eine Wahrscheinlichkeit errechnet wird. Das Synonym mit der höchsten Wahrscheinlichkeit, die einen bestimmten Schwellenwert überschreitet, ersetzt den ursprünglichen Suchbegriff in der Suchanfrage. Als Beispiel findet sich im Patent die Suchanfrage nach einem Ort für Pizza, in der der Begriff „Restaurant“ als geeignetes Synonym für den „Ort“ (place) identifiziert wird:
SEO für den Kolibri: Sind Keywords damit endgültig tot?
Das Keyword Tool wurde durch den Keyword Planer ersetzt und ist nicht mehr frei zugänglich, in den Analytics liefert Google statt organischen Keywords nur noch (not provided) und auch in der Suche scheint es nicht mehr um Keywords im herkömmlichen Sinn zu gehen. Warum also überhaupt noch Keyword Recherche betreiben und Seiten auf Keywords optimieren? Bringt das seit Hummingbird noch etwas und was soll man überhaupt stattdessen tun?
Dass die reine Optimierung auf Keywords ein Auslaufmodell ist, sollte spätestens dann klargeworden sein, als Google wiederholt predigte die Interessen des Nutzers im Fokus zu haben. Wichtig ist also nicht, eine gewisse Keyworddichte zu erfüllen oder starre Regeln für Keywordplatzierung zu befolgen, sondern sich in die Zielgruppe hineinzuversetzen: Welche Fragen kann die eigene Seite beantworten, welchen Bedürfnissen begegnet sie und wie kann dies optimal inhaltlich abgebildet werden?
Keywords sind hierbei noch immer ein wichtiger Faktor, um das Suchverhalten der Nutzer zu verstehen und die passenden Inhalte zu liefern: Welche Begriffe werden verwendet und welche Sprache spricht die Zielgruppe? Neben der Verwendung von Synonymen ist es wichtig, Zusammenhänge zu erkennen und zu analysieren, welche Begriffe Google miteinander verknüpft, welche logischen Zusammenhänge der Algorithmus erkennt. Ausgangspunkt kann hierbei die Keywordrecherche sein, weitere Anhaltspunkte sind die Autosuggest Funktion in Google, die verwandten Suchbegriffe und die ersten Suchergebnisse für eine Suchanfrage: Welche Begriffe tauchen hier verstärkt auf? Diese Ergebnisse im eigenen Content zu berücksichtigen ist ein sinnvoller Weg, relevanten Content zu produzieren und Google dabei zu unterstützen, die eigenen Seiten passend einzuordnen. Wichtig ist jedoch auch der Gesamtzusammenhang einer Suche, der in den Ergebnissen eine Rolle spielt: Von welchem Ort wird gesucht, auf welchem Gerät usw. Auch hier hilft, sich mit der Zielgruppe auseinanderzusetzen: Welcher Anteil der Besucher kommt aktuell über mobile Geräte? Ist das eigene Thema für Mobile relevant? Wie unterscheiden sich mobile und Desktop-Besucher oder Besucher verschiedener Aufenthaltsorte in ihren Bedürfnissen voneinander? Mehr dazu lesen Sie auch in unserem Blogpost über die Entitäten-basierte Suche der Zukunft.
Ist Ihre Website fit für den Kolibri? Laut Google haben große Publisher keinen signifikanten Trafficverlust festgestellt und auch allgemein blieb der große Aufschrei bisher aus. Dennoch ist es wichtig, sich mit den Neuerungen auseinanderzusetzen und eine passende Content-Strategie, die den neuen Algorithmus im Fokus hat, zu entwickeln. Unsere SEO-Experten unterstützen Sie gern dabei, nehmen Sie mit uns Kontakt auf!